Betreutes Wohnen – ein beliebtes Wohnkonzept im Alter

Sie machen sich Gedanken um Ihre Wohnsituation im höheren Alter? Sie möchten so lange es geht, ein selbstständiges Leben führen, aber dennoch im Bedarfs- und Notfall auf zusätzliche Versorgung zurückgreifen? Vielen Menschen geht es ähnlich wie Ihnen. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, finden viele ältere Menschen deshalb Gefallen an Betreutem Wohnen.

Um was es sich dabei genau handelt, worauf Sie bei Ihren Recherchen achten sollten und ob diese Option auch sinnvoll für Sie ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Was bedeutet „Betreutes Wohnen“?

Unter Betreutes Wohnen oder auch Service-Wohnen handelt es sich um ein bestimmtes Wohnkonzept, das Senioren gern in Anspruch nehmen. Je nach Anbieter handelt es sich dabei um barrierefreie bzw. altersgerechte Wohnungen mit zusätzlichen Hilfestellungen im Haushalt und Betreuung sowie mit verschiedenen Zusatzleistungen wie einem ambulanten Pflegedienst, einem Essensservice, regelmäßig anwesende Ansprechpartner und Ähnlichem.

Der Vorteil des betreuten Wohnens liegt darin, dass das Leben in Selbstständigkeit noch in großem Maß gewährleistet wird und zusätzlich eine Versorgung für den Notfall und Bedarfsfall sichergestellt ist.

Die Wohnform Betreutes Wohnen kommt hauptsächlich für ältere Menschen infrage, die noch nicht oder nur ein geringes Maß an Pflege benötigen und die Aufgaben des täglichen Lebens allein bewältigen können.

ACHTUNG: Je nach Anbieter gibt es Unterschiede in der Definition

Die Begriffe „Betreutes Wohnen“ und „Service-Wohnen“ sind nicht geschützt. Das hat zur Folge, dass die Anbieter durchaus eigenständig definieren, was zum Service-Wohnen und was zum Betreuten Wohnen gehört.

Für viele Anbieter haben Betreutes Wohnen und Service-Wohnen die gleiche Bedeutung. Andere wiederum sehen darin verschiedene Wohnformen, bei denen das Service-Wohnen weniger Betreuungs- und Pflegeleistungen anbietet.

Wenn Sie in naher Zukunft Betreutes Wohnen in Anspruch nehmen möchten, empfehlen wir Ihnen, sich im Vorfeld gründlich bei den jeweiligen Anbietern zu informieren und das jeweilige Leistungsangebot zu prüfen.

Anlagen und Formen des Betreuten Wohnens

Sie können zwischen 3 Formen von betreutem Wohnen wählen.

1. Altenwohnanlagen oder Seniorenresidenzen

Es gibt einen Träger, der Wohnungen und Betreuungsleistungen zur Verfügung stellt. Solche Wohnanlagen sind oft an Pflegeeinrichtungen oder Heime angeschlossen und arbeiten mit weiteren Dienstleistern zusammen.

2. Mehrgenerationen-Anlagen

Sie kümmern sich selbstständig und eigenverantwortlich um Ihre Wohnräumlichkeiten sowie die notwendigen Betreuungsleistungen.

3. Altenwohnungen von unabhängigen Anbietern in Wohngebieten

Sie mieten eine altersgerechte Wohnung von einem unabhängigen Wohnanbieter. Die Pflege und Dienstleistungen organisiert ein Betreuungsträger.

Betreutes Wohnen:
die Voraussetzungen

Ziel des Betreuten Wohnens ist, die Eigenständigkeit der Bewohner möglichst lange zu erhalten. Demnach eignet es sich für Menschen, die nur einzelne Hilfeleistungen benötigen und die Gesellschaft mit Gleichgesinnten suchen. Ansonsten leben sie nach wie vor selbstständig und bringen eine gewisse Mobilität mit. Die Betreuungsleistungen dienen lediglich zur Unterstützung.

Sollten Sie bereits zu den pflegebedürftigen Personen gehören und einem Pflegegrad zugeordnet sein, ist Betreutes Wohnen ebenfalls für Sie möglich. Achten Sie bei Ihrer Suche auf Anlagen mit speziellen Pflegeeinrichtungen und bringen Sie in Erfahrung, ob die jeweilige Anlage auch bei steigendem Pflegebedarf die entsprechende Pflege und Betreuung gewährleisten kann. Sollten Sie ein solches Angebot nicht für sich finden, ist ein Pflegeheim womöglich die bessere Wahl.

Wussten Sie,

dass Ihnen im Betreuten Wohnen die gleichen Pflegeleistungen zustehen wie Personen, die noch zu Hause versorgt werden? Wichtig ist in diesem Fall der Pflegegrad, den Ihnen die Pflegekasse zuordnet.

Betreutes Wohnen mit anerkanntem Pflegegrad – was ist möglich?

Sie besitzen einen Pflegegrad? In diesem Fall ist es wichtig, bei der Wahl des Anbieters für Betreutes Wohnen auf die richtigen Pflegeeinrichtungen zu achten. Diese sollten zu Ihrem Pflegegrad und Ihren Bedürfnissen passen.

Wo die Unterschiede liegen, was Sie in Einrichtungen mit den jeweiligen Pflegegraden erwartet und welche Ansprüche Sie genießen können, haben wir für Sie in der folgenden Tabelle festgehalten.

    Pflegegrad 1

    Gesundheitszustand:

    Sie sind weitestgehend noch selbstständig unterwegs.

    Beschreibung:

    • Haushalt wird weiter selbst organisiert.
    • Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu schließen.
    • großes Maß an Sicherheit

    Ansprüche:

    • Entlastungsbeitrag von 125 Euro (Stand: August 2022)
    • kostenlose Pflegehilfsmittel im Wert von bis zu 40 Euro/Monat

    Pflegegrad 2

    Gesundheitszustand:

    Erhebliche Beeinträchtigungen in der Selbstständigkeit sind bereits vorhanden.

    Beschreibung:

    • ausgereiftes Sicherheitskonzept
    • barrierefreie Wohnung
    • optionale Zusatzleistungen

    Ansprüche:

    • Monatlicher Entlastungsbeitrag von 125 Euro
    • Anspruch auf 316 Euro Pflegegeld
    • Anspruch auf 724 Euro für Pflegesachleistungen

    Pflegegrad 3

    Gesundheitszustand:

    Bei Ihnen liegt eine schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit vor.

    Beschreibung:

    • barrierefreie Wohnung mit passender Wohnumgebung
    • Ambulanter Pflegedienst als Option
    • Hausnotruf

    Ansprüche:

    • Monatlicher Anspruch auf 545 Euro Pflegegeld bzw. 1.363 Euro Pflegesachleistungen

    Pflegegrad 4

    Gesundheitszustand:

    Es liegt eine schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit vor.

    Beschreibung:

    • auf höhere Pflegegrade spezialisierte Einrichtungen
    • Versorgung und Sicherheitskonzept in besonderer Form

    Informieren Sie sich bei der jeweiligen Einrichtung, wie diese Konzepte im Detail aussehen.

    Ansprüche:

    • monatliches Pflegegeld in Höhe von 728 Euro
    • Pro Monat 1.693 Euro Pflegesachleistungen

    Pflegegrad 5

    Gesundheitszustand:

    Hier liegt neben schwersten Beeinträchtigungen in der Selbstständigkeit auch eine besondere Anforderung auf pflegerische Versorgung vor. Bspw. im Fall von Demenzpatienten.

    Beschreibung:

      Betreutes Wohnen ist in diesem Fall weniger empfehlenswert.

      (Stand: August 2022)

      Wie Sie unseren Aufzeichnungen entnehmen können, ist Betreutes Wohnen bis zum Pflegegrad 4 durchaus möglich.

      Ab der Pflegestufe 5 eignet sich dieses Wohnkonzept allerdings weniger, da es einen höheren Betreuungsbedarf benötigt. Darauf sind Pflegeeinrichtungen eher spezialisiert.

      Sollten Sie dennoch ein Betreutes Wohnen mit Pflegegrad 5 in Anspruch nehmen wollen, wenden Sie sich an die jeweiligen Einrichtungen und bringen Sie in Erfahrung, welche Voraussetzungen Sie dafür mitbringen müssen.

      Welche Leistungen gibt es im Betreuten Wohnen?

      In den meisten Fällen sind die Grundleistungen, welche die Bewohner monatlich pauschal bezahlen, in den einzelnen Einrichtungen gleich. Was weitere Leistungen und Services angeht, können jedoch große Unterschiede vorliegen, da die Anbieter diese selbst festlegen können.

      Einrichtungen mit Betreutem Wohnen erfüllen allerdings folgende grundsätzliche Voraussetzungen:

      • Hausmeisterservice
      • eine barrierefreie Wohnung mit Aufzug, breiten Türen und einem praktischen Bad
      • Lage mit guter Infrastruktur (Nähe zu Ärzten, Supermärkten, Kosmetik, Friseure, Fußpflege)
      • Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln
      • Gemeinschaftseinrichtungen oder Angebote zur Freizeitgestaltung

      Da Angebote für Betreutes Wohnen oftmals keine Pflegeleistungen beinhalten, raten wir Ihnen, die einzelnen Anbieter zu vergleichen und sich genau aufschlüsseln zu lassen, welche Grund- und Wahlleistungen jeweils angeboten werden und welche Servicekosten damit auf Sie zukommen.

      Grundleistungen im Betreuten Wohnen

      Jede Einrichtung für betreutes Wohnen bietet in der Regel gewisse Grundleistungen an. Diese werden von den Bewohnern gemeinschaftlich finanziert. Dies geschieht als monatliche Betreuungspauschale, Servicepauschale oder als Abschlag. Die Leistungen können anschließend frei nach Bedarf in Anspruch genommen werden.

      Zu den gängigen Grundleistungen gehören:

      • der Hausmeisterservice & Gebäudemanagement
      • ein installierter Hausnotruf
      • eine verfügbare Ansprechperson
      • die Nutzung der Gemeinschaftseinrichtung

      Wahlleistungen als optionale Angebote

      In Einrichtungen für Betreutes Wohnen können Sie außerdem Gebrauch von zusätzlichen Leistungen bzw. Angeboten machen. Diese stehen Ihnen vorübergehend oder dauerhaft zur Verfügung. Ihre Ansprechperson bzw. das Betreuungspersonal berät Sie zu den gewünschten Leistungen und vermittelt Sie entsprechend, sollten Sie die Leistungen in Anspruch nehmen wollen.

      Welche Wahlleistungen gehören oftmals zum Angebot?

      • Fahrdienste
      • Reinigung der Wohnung
      • Einkaufsservice
      • Wäscheservice
      • Mahlzeitenservice (z.B. Essen auf Rädern)
      • Medizinische Fußpflege
      • Haarpflege
      • Besuchs- und Begleitdienste
      • Unterstützung bei Behördengängen und amtlichen Schriftverkehr

      Vorteile & Nachteile – ist das Wohnkonzept auch etwas für mich?

      Wie bei jeder Entscheidung sollten Sie über die Vor- und Nachteile Bescheid wissen. Um Ihnen ein wenig entgegenzukommen, haben wir einige Punkte zusammengetragen.

      Vorteile

      • Privatsphäre mit freier Wohnungsgestaltung
      • Hohe Wohnqualität durch Sicherheit und Barrierefreiheit
      • soziale Kontakte & gemeinsame Aktivtäten mit Mitbewohnern
      • Ansprechpartner für Betreuung, Beratung und weitere Informationen ist jederzeit verfügbar.
      • Umfangreiches Angebot an Grund- und Wahlleistungen

      Nachteile

      • Der Begriff „Betreutes Wohnen“ ist nicht geschützt, weshalb es zu großen Qualitätsunterschieden kommen kann.
      • Nicht überall ist Betreutes Wohnen möglich.
      • Erhöht sich die Pflegebedürftigkeit, ist möglicherweise ein weiterer Umzug nötig, sollte es keine angeschlossene Pflegeeinrichtung geben.

      Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

      Generell lässt sich sagen, dass Betreutes Wohnen im Vergleich zu anderen Wohnkonzepten teurer ausfällt. Das Preisniveau liegt in der Regel zwischen 10 bis 20 Prozent über dem ortsüblichen Mietpreis (Kaltmiete).

      Sollten Sie sich für Betreutes Wohnen in einer Einrichtung mit gefragter Lage interessieren, sind wie bei der normalen Wohnungssuche in beliebten Gegenden auch die Kosten deutlich höher.

      Neben der Miete sollten Sie auch die Betreuungspauschale beachten. Hier gibt es große Preisunterschiede. Oftmals liegen sie zwischen 15 und 150 Euro monatlich.

      Auf welche Summe es sich letztendlich beläuft, hängt natürlich auch davon ab, für welches Wohnmodell Sie sich entscheiden, ob Sie eine Wohnung kaufen oder mieten möchten und welche Zusatzleistungen Sie wählen.

      Gibt es finanzielle Unterstützung oder Anspruch auf Zuschüsse?

      Durchaus. Zum einen können Sie, sofern Sie über einen Pflegegrad verfügen, die Kosten für die Betreuungspauschale mit den Pflegekassen-Leistungen verrechnen.

      Selbst für Menschen mit geringem Einkommen ist gesorgt. Sie erhalten durch das “Wohngeld“ und die Grundsicherung im Alter finanzielle Unterstützung. Informieren Sie sich im Vorfeld, welche Kosten bzgl. Betreutes Wohnen vom Sozialamt übernommen werden.

      Mit einem Wohnberechtigungsschein, auch als Paragraph-5-Schein bezeichnet, haben Sie auch mit geringen Mitteln einen Anspruch auf Betreutes Wohnen.

      Ist Betreutes Wohnen für mich sinnvoll?

      Die Entscheidung liegt natürlich ganz bei Ihnen, ob Betreutes Wohnen für Sie als Wohnkonzept infrage kommt oder ob eine andere alternative Wohnform für Sie besser ist. Nicht nur die eigenen Wünsche und Vorstellungen müssen dabei beachtet werden, sondern auch die körperlichen Voraussetzungen und gesundheitlichen Bedürfnisse.

      Sollten Sie noch am Scheideweg stehen, haben wir Ihnen eine Checkliste erstellt. Beantworten Sie die folgenden Fragen mit „Ja“, wäre Betreutes Wohnen durchaus eine sinnvolle Option für Sie.

      1. Möchten Sie Ihre Selbstständigkeit so lange es geht erhalten?
      2. Gefällt Ihnen der Gedanke, sich mit gleichaltrigen Menschen zu umgeben?
      3. Sie sehnen sich nach Kontakten und nehmen gern an Freizeitaktivitäten teil?
      4. Wünschen Sie sich ein barrierefreies Wohnumfeld?
      5. Ihnen ist bewusst, dass Betreutes Wohnen vergleichsweise teuer ist?
      6. Sie finden die Option zubuchbarer Sonderleistungen ansprechend?

      Die Lebenssituation jedes Menschen ist anders und verdient besondere Aufmerksamkeit. Sollten Sie daher noch weitere Fragen zum Thema Betreutes Wohnen haben, ausführliche Informationen zu alternativen Wohnformen wünschen oder sich umfangreich für Ihre Situation beraten lassen, fühlen Sie sich frei und sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern weiter zum Thema.

      Quellen:

      https://www.pflege.de/altenpflege/betreutes-wohnen/

      https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/pflege-in-wohngemeinschaften/betreutes-wohnen-eine-alternative-fuers-wohnen-im-alter-13905

      https://sanubi.de/pflege/betreutes-wohnen